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Liebe Leute, heute möchte ich über mein jüngstes "Baby", mein Projekt, konkret den Austausch meiner 25 Jahre alten Heizungsregelung berichten. Notwendig ist der Tausch geworden, nachdem die interne Uhr der alten Regelung schon fast zwei Stunden nachgegangen ist und eine Einstellung nicht mehr möglich war. Es hatte sich nämlich der "touch screen" der Steuerung bereits schon vor ungefähr 15 Jahren angefangen sich teilweise zu verabschieden und genau deswegen war eine Nachjustierung der Zeit nicht mehr möglich. Hinzugekommen in den letzten beiden Jahren ist noch, dass sporadisch immer wieder Totalausfälle zu beobachten waren und nur mit einem Reset zu beseitigen waren . Also habe ich mich schon vor gefühlten 10 Jahren erstmalig bemüht einen neuen "touch screen" für die Heizungssteuerung zu beschaffen. Aber Fehlanzeige, es gab keine Ersatzteile weder von der Firma Olymp, welche die Steuerung geliefert hatte, noch vom eigentlichen Hersteller TEM. Gleichzeitig hatte ich immer noch die Hoffnung evtl. ein "second hand" Gerät aufzutreiben. Tatsächlich bot bei EBAY ein gewerblicher Verkäufer eine TEM Steuerung mit der exakten Typenbezeichnung, wie ich sie brauchte als "funktionstüchtig" und "geprüft", an. Doch bereits nach dem Einbau zeigte sich, die gelieferte Steuerung war alles andere als funktionsuntüchtig. Zum Glück hatte der Verkäufer den Kaufpreis retourniert, sodass ich zu meinem Ärger "nur" auf den Versandkosten sitzengeblieben bin. Das war dann auch der Zeitpunkt wo ich mich definitiv entschlossen habe, es braucht jetzt eine "Neue". Eine Google Suche im Internet zeigte mir jedoch, die Anzahl der meiner Meinung brauchbaren Steuerungen war sehr überschaubar. Im ersten Moment überlegte ich mir sogar auf Basis eines Mikrokontrollers selbst eine Steuerung zu entwickeln, bzw. zu bauen. Damit hätte ich dann eine proprietäre Anlage und auch der finanzielle und auch der zeitliche Aufwand für ein Einzelstück wäre wohl signifikant höher als eine bestehende Steuerung von der "Stange". Schlussendlich bin ich auf eine österreichische Firma mit dem Namen "Technische Alternative" gestoßen, welche offensichtlich bei der Entwicklung sehr innovativ zu sein schien und darüber hinaus auch über eine eigene Fertigung verfügt. Außerdem bietet die Firma kostenfreie Entwicklertools und eine üppige Funktionsbibliothek auf die zurückgegriffen werden kann an. Der umfangreiche Funktionsumfang erforderte zwar eine intensive Einarbeitung in die Materie, was aber mit der verfügbaren Dokumentation durchaus möglich war. Bezüglich dem Vertrieb der Steuerung, bzw. der zusätzlichen Komponenten setzt die Firma offensichtlich auf eine alte österreichische Tradition. Geliefert wird nur über den Fachhandel also den Heizungsinstallateur. Erfahrungsgemäß bedeutet das im allgemeinen ein höheres Preisniveau. Um einen Vergleich anzustellen zu können habe ich mir gleich bei meinem Heizungsinstallateur ein Angebot eingeholt und auch noch bei einem weiteren Fachbetrieb telefonisch den Preis der Steuerungseinheit nachgefragt. Die Preise waren de facto ident, was doch aus Käufersicht schon einmal ein Warnhinweis ist und mich getriggert hat im Internet nach einem besseren Preis zu suchen. Wenig überraschend bin ich auch in Deutschland fündig geworden. Scheinbar sind die Deutschen doch die besseren Geschäftsleute oder zumindest scheinen sie den Begriff "break even" zu kennen und um damit maximale Gewinne zu erzielen. Ja auch in der Welt des Handels und im Gewerbe über Mathematik Kenntnisse zu verfügen sind per se kein Nachteil. Ein weiterer Pluspunkt der Firma, im "support" Bereich der Firmen Homepage besteht die Möglichkeit eine Skizze der eigenen Heizungsanlage (Hydraulikplan) zu übermitteln. Die erstellte Skizze wird aber zu einem Fachbetrieb weitergereicht der dann gegen Einwurf entsprechender Münze einen entsprechenden Hydraulikplan erstellt. Natürlich versteht es sich schon von selbst, die Steuerung sowohl auch das gesamte Zubehör ist dann auch von diesem Fachbetrieb zu beziehen. Im Klartext bedeutet das, man hat die Arbeit und das Risiko, bei gleichzeitig einem doch hohen Einkaufspreis. Unter der Voraussetzung die Funktionsweise der eigenen Heizungsanlage wurde verstanden und hat sich auch in die bereitgestellten Tools TAPPS2 und TA Designer auch entsprechend eingearbeitet, ist die Erstellung eines Hydraulikplans als auch Programmierung der Steuerung kein Hexenwerk mehr. Als angenehm empfunden habe ich auch die Möglichkeit der statistischen Auswertung. Zwar ist diese durchaus noch verbesserungsfähig, für eine erste Auswertung aber ausreichend. Ein wirkliches "high light" hingegen ist die Möglichkeit auch "remote" einzusteigen und so einen Status der Anlage zu bekommen oder erforderlichenfalls auch einzelne Parameter direkt ändern zu können. Bezüglich der Verlässlichkeit ist es noch relativ früh eine Aussage zu treffen. Zwar funktioniert die Solaranlage mit der neuen Steuerung absolut problemlos und zufriedenstellend. Die Heizungsfunktionalität wurde auch im Simulator ausgiebig getestet, eine ultimative Aussage bezüglich der "reliabilty" kann aber wohl erst nach der ersten Heizsaison erfolgen.
Die technische Realisierung des Projekts ist dann infolge der verfügbaren Tools relativ zügig vorangegangen. Vorzugsweise macht man sich zuerst einmal Gedanken was die Heizungssteuerung alles können soll und bringt das schon einmal in Form einer Skizze zu Papier. Besteht die Heizungsanlage bereits kann auch gleich in TAPPS2 der Hydraulikplan erstellt werden. TAPPS stellt dabei bereits alle gängigen Symbole, wie beispielsweise für, Mischer, Pumpen, etc. zur Verfügung, sodass diese Aufgabe rasch erledigt werden kann. Im nächsten Schritt werden einzelnen Funktionsblöcke, welche für die Steueraufgaben benötigt werden per drag & drop in die Zeichenfläche hinein gezogen und miteinander entsprechend verbunden. Dazu muss aber zumindest die Funktionalität der eingesetzten Funktionsblöcke bekannt sein und auch die einzelnen Parameter verstanden werden. Wurden zu Beginn TAPPS2 und auch das Simulationsprogramm korrekt installiert, können bereits jetzt schon die ersten Tests durchgeführt respektive möglich Fehler erkannt werden. Sind nun die mit TAPPS2 so erstellten Pläne in ein für die Steuerung verständliches Format konvertiert worden und auf das SD Speichermedium der Steuerung gespeichert, würde die Steuerung grundsätzlich schon funktionieren. Über die von der Steuerung bereitgestellten Eingangs-u. Ausganswerte können so schon einmal die angeschlossenen Sensoren oder auch die Ausgangszustände der Steuerung ausgelesen werden. Auch vordefinierte Werte wie beispielsweise Solltemperaturen können über die Funktionseinstellungen auch direkt an der Steuerung editiert werden. Das ist für Experten natürlich kein Problem, Zuckerbäcker oder Schreiner könnten jedoch dabei überfordert werden. TA hat hier aber mit dem TA-Designer ein Tool geschaffen mit dem das "front end" der Steuerung den eigenen Bedürfnissen angepasst werden kann. Vorzugsweise werden dabei nur jene Werte, bzw. Parameter welche für den täglichen Gebrauch sinnvoll sind auf dem eingebauten Grafikdisplay der Steuerung angezeigt. Bevor die einzelnen Screens erstellt werden können müssen noch die Funktionsdaten aus TAPPS2 importiert werden. Auch in diesem Tool steht eine große Anzahl an vordefinierten Grafiken zur Verfügung. Es sind dann nur noch die entsprechenden Platzhalter für die anzuzeigenden Werte, bzw. Eingangsfelder zu erstellen. Um auch zwischen den einzelnen Screens navigieren zu können muss noch die entsprechende Verlinkung erfolgen. Ist das alles erledigt müssen die generierten Dateien ebenfalls auf die SD Speicherkarte geschrieben werden und nach einem Reset der Steuerung steht dann das neue Front End zur Verfügung. Am Rande sei noch angemerkt, dass auch der TA-Designer über eine Simulationsfunktion verfügt und damit schon während der Erstellungsphase Ergebnisse laufend kontrolliert werden können.
Heute ein "must have" einer Steuerung ist es Daten auch analysieren zu können. Benötigt wir dazu ein Datenlogger welcher kontinuierlich in zuvor definierten Interwallen Daten auf einem Speichermedium sammelt und bei Bedarf die gesamten oder Teile der Daten auch grafisch darstellt. Ja und natürlich sollte das aus dem eigenen Netzwerk (lokales LAN) sowie aus dem Internet möglich sein. TA bietet hier mit dem "Control Monitor Interface" kurz CMI genannt diese Möglichkeit an. Dazu muss zuerst das CMI in das eigenen Netzwerk integriert, bzw. über den CAN Bus mit der Steuerung - in meinem Fall einer UVR 16X2 Steuerung verbunden werden. Sind diese Vorarbeiten erfolgreich erledigt worden und steckt zudem noch eine SD Card in der CMI schalten die LED's auf Grün. Nun sind die zuvor im TA Designer erstellten "SCREENS" noch in die für das CMI verständlichen Dateiformate (cgi, html, png) zu exportieren und auf der SD Card der CMI abzuspeichern. Schlussendlich kann man sich mit einem Browser auf das CMI verbinden und erhält uneingeschränkten Zugang zur Heizungssteuerung. Den Zugang aus dem Internet habe ich über ein VPN realisiert. Alternativ dazu bietet die Technische Alternative die Möglichkeit über eine von der TA betriebenen Plattform den Zugang zu realisieren. Die Firma verspricht auch, dass sie mit den Kundendaten vertraulich und sorgsam umgeht. Da heutzutage aber schon hinter jedem Router russische Hacker lauern, habe ich mich für die VPN Variante entschieden.
Achtung:
Natürlich wird die Heizungsanlage mit Strom aus dem 230 Volt Leitungsnetz versorgt. Es ist daher äußerste Vorsicht geboten. Wird an der Heizungsanlage oder auch anderen Geräten oder Anlagen welche mit dem 230 / 400 Volt Leitungsnetz verbunden sind gearbeitet, ist vorher sicherzustellen, dass die Anlagen, bzw. Geräte spannungsfrei geschaltet, bzw. gegen versehentliches Einschalten gesichert sind. Verfügen Sie selbst nicht über eine entsprechende Elektro Fachausbildung, lassen Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit Arbeiten an elektrischen Anlagen von einem konzessionierten Elektrounternehmen durchführen.