Auch das Gerätedesign scheint ganz zu 1Atelefon zu passen.

FNIRSI 2C53T Multimeter

FNIRSI 2C53C

Hallo liebe Leute,
nachdem ich unlängst über mein erstes Röhrenvoltmeter, das Heathkit IM-18, berichtet habe, möchte ich euch heute von meinem neuesten Messgerätezuwachs erzählen – einem Multimeter, das diesen Namen wirklich verdient.
Gekauft habe ich mir das FNIRSI 2C53T übrigens nicht aus akutem Multimeter-Mangel – ganz im Gegenteil. Es war schlicht und einfach die Neugier. Ein Multimeter, das neben den klassischen Funktionen eine 4½-stellige Anzeige, echte True-RMS-Messung für Wechselspannung und -strom bis 10 A bietet und zusätzlich noch ein 2-Kanal-Oszilloskop mit 50 MHz Bandbreite sowie einen Funktionsgenerator in einem kompakten Handheld-Gerät vereint – das ist definitiv nicht alltäglich.
Und das Ganze – man mag es kaum glauben – gibt’s beim „Chinesen des geringsten Misstrauens“ für deutlich unter 90 € inklusive österreichischer Mehrwertsteuer. Im Lieferumfang sind sogar eine schicke Transportbox, zwei umschaltbare x1/x10-Tastköpfe und weitere Messleitungen enthalten.
Das Gerät liegt aufgrund seiner kompakten Größe gut in der Hand. Auch die Verarbeitung – von den Buchsen bis zum Display – macht einen durchaus soliden Eindruck. Nach einer kurzen Aufwärmphase von etwa fünf Minuten stimmt auch die Messgenauigkeit und kann sich mit deutlich teureren Geräten messen.
Besonders erwähnenswert: Im Oszilloskop-Modus steht auch eine FFT-Funktion zur Verfügung, mit der sich anliegende Signale per „Fast Fourier Transformation“ in den Frequenzbereich umrechnen und darstellen lassen. Die Bedienung ist insgesamt intuitiv – wer einmal durch die Menüs navigiert hat, wird schnell damit zurechtkommen. Eine Mini-Bedienungsanleitung im geschätzten DIN-A8-Format liegt auf Mandarin und Englisch bei.

Kein Vorteil ohne Nachteil

Wie so oft bringt ein Gerät mit vielen Funktionen auch gewisse Einschränkungen mit sich. Aufgrund der kompakten Bauform sind nur wenige physische Bedienelemente vorhanden. Wichtige Einstellungen müssen deshalb über die Menüs vorgenommen werden. Diese Hürde wird allerdings dadurch entschärft, dass viele Parameter automatisch erkannt und angepasst werden.
Für Profis oder jene, die sich dafür halten und täglich viele Stunden mit Multimeter und Oszilloskop arbeiten, ist diese Menüstruktur möglicherweise nicht praktikabel. Persönlich habe ich außerdem eine gewisse Hemmschwelle, mit einem Gerät, das gerade im mV-DC-Bereich misst, plötzlich 230 V AC anlegen zu wollen – das gilt auch fürs Oszilloskop. Vielleicht bin ich da ein wenig altmodisch, aber grundlegende Einstellungen wie Eingangsteiler, Zeitbasis und Trigger sollte man meiner Meinung nach einfach und direkt über separate Bdienelemente steuern können.
Ebenfalls zu bemerken: Die Messrate ist im Vergleich zu hochwertigen Labormessgeräten eher langsam. Schade finde ich auch, dass das Multimeter zwar eine USB-C-Buchse zur Firmware-Aktualisierung besitzt, aber keine Möglichkeit bietet, Messdaten zu exportieren oder das Gerät fernzusteuern. Aber gut – man sollte die Kirche im Dorf lassen und keine Äpfel mit Birnen vergleichen.

Praxistipp

Das Multimeter verträgt maximal ±40 V am Eingang. Werden die Tastköpfe auf x10 geschaltet, erhöht sich die maximale Eingangsspannung auf ±400 V. Damit die Anzeige dennoch korrekt bleibt, muss diese Einstellung zusätzlich im Menü berücksichtigt werden. Wer etwa an Schaltnetzteilen messen möchte, dem rate ich dringend, auf einen x100-Tastkopf zurückzugreifen. Die Spannungsspitzen an Schalttransistoren können deutlich über 400 V hinausgehen – was das Gerät zerstören könnte.

Wichtiger Hinweis: Bitte beachtet die einschlägigen Sicherheitsvorschriften. Personen ohne entsprechende Qualifikation und sicherheitstechnische Unterweisung sollten keinesfalls Arbeiten an elektrischen Geräten und Anlagen durchführen!

Fazit

Insgesamt halte ich das Preis-Leistungs-Verhältnis dieses Multimeter-/Oszilloskop-Kombigeräts für ausgezeichnet. Für Bastler oder Funkamateure, die gelegentlich messen möchten oder müssen, ist es eine sinnvolle und günstige Alternative zu teureren Geräten. In meinem Fall wird das neue FNIRSI 2C53T künftig im mobilen Werkzeugkoffer mitreisen – und dort sicher noch gute Dienste leisten.

Heathkit VTVM IM-18

Wer misst, misst Mist - 

Heathkit IM-18 VTVMein geflügeltes Wort, das besonders von altgedienten Technikern gerne verwendet wird. Ich selbst hörte diese Phrase bereits im ersten Lehrjahr – und musste ihre Bedeutung auch praktisch erfahren. Mein erstes Messgerät war ein altes, analoges Mehrfachmessgerät, das Gleich- und Wechselspannungen sowie Ströme messen konnte. Zusätzlich bot es die Möglichkeit, Widerstände zu bestimmen. Damit war ich in der Lage, die Versorgungsspannungen in verschiedenen Geräten zu überprüfen und konnte so einen Großteil der Reparaturen bewältigen. Doch sobald es um Probleme im Signalweg ging – etwa um die Arbeitspunkteinstellung einer Röhrenverstärkerstufe –, lieferte das Messgerät oft nur unbrauchbare Werte. Der Grund lag zum einen im hochohmigen Eingang der Verstärkerröhren und zum anderen in der niedrigen Eingangsimpedanz meines Messgeräts. Um diesem Problem zu begegnen, entschied ich mich, ein Messgerät anzuschaffen, das diese systembedingten Schwächen nicht aufwies. Allerdings war das Budget eines Lehrlings im ersten Lehrjahr begrenzt – meine Lehrlingsentschädigung betrug 1973/74 gerade einmal 990 Schilling im Monat. Dennoch entschied ich mich für den Kauf eines Röhren-Voltmeter-Bausatzes für rund 2000 Schilling. Zum Vergleich: In den USA war derselbe Bausatz für nur 30 USD erhältlich – umgerechnet etwa 750 Schilling. Elektronische Bauteile und Messgeräte waren in Österreich zu dieser Zeit eben noch erheblich teurer. Mein Heathkit-Röhrenvoltmeter ist mittlerweile über 50 Jahre alt und natürlich nicht mehr „state of the art“ – doch es funktioniert nach wie vor einwandfrei. Inzwischen haben sich einige modernere Messgeräte zu meiner Sammlung gesellt, sodass das Heathkit IM-18 nur noch selten in Betrieb genommen wird. Dennoch verbinde ich mit ihm schöne Erinnerungen an meine Lehrzeit. Zum Abschluss möchte ich das Heathkit IM-18 noch etwas genauer vorstellen.
Cover Heathkit IM-18 VTVM ManualDas Heathkit IM-18 ist ein Röhrenvoltmeter (Vacuum Tube Voltmeter, VTVM), das zwischen 1968 und 1976 produziert wurde. Es diente Ingenieuren, Technikern und Wartungspersonal zur präzisen Messung von Gleichspannungen (DC+ und DC-), Wechselspannungen (AC) sowie Widerständen. Als Nachfolger des IM-11, das 1961 auf den Markt kam, zeichnet sich das IM-18 durch ein einfaches, robustes Design und hohe Messgenauigkeit aus. Das Gerät verwendet zwei Vakuumröhren: eine 12AU7 Doppeltriode für die Messbrücke und eine 6AL5 Doppeldiode für die AC-Gleichrichtung. Diese Röhrentechnologie gewährleistet eine hohe Empfindlichkeit und Stabilität bei allen Messfunktionen. Präzisionswiderstände in den Spannungsteilern tragen zur Messgenauigkeit bei. Ein bemerkenswertes Merkmal des IM-18 ist die Kombination aus AC-OHMS-DC Schaltsonde und einem einzigen Eingang für Mess- und Erdungsleitungen. Dies reduziert das Kabelgewirr und erleichtert die Bedienung. Der Eingangswiderstand beträgt 11 MΩ bei Gleichspannungsmessungen und 1 MΩ bei Wechselspannungsmessungen, wodurch das zu messende Schaltungsverhalten kaum beeinflusst wird. Für Widerstandsmessungen benötigt das IM-18 eine 1,5-Volt-Batterie zusätzlich zurNetzstromversorgung. Mit Abmessungen von 119 x 187 x 104 mm und einem Gewicht von etwa 1,6 kg ist es kompakt und dennoch robust gebaut. Das IM-18 wurde als Bausatz angeboten, was es Elektronikbegeisterten ermöglichte, das Gerät selbst zusammenzubauen und dabei praktische Erfahrungen zu sammeln. Seine Langlebigkeit und Präzision machen es auch heute noch zu einem geschätzten Instrument in der Elektronik-Community. Für eine visuelle Demonstration des Heathkit IM-18 VTVM könnt ihr Euch das folgende Video ansehen:

Literaturhinweis:

Vacuum tube voltmeters by John F. Rider (download)