Wer misst, misst Mist -
ein geflügeltes Wort, das besonders von altgedienten Technikern gerne verwendet wird. Ich selbst hörte diese Phrase bereits im ersten Lehrjahr – und musste ihre Bedeutung auch praktisch erfahren. Mein erstes Messgerät war ein altes, analoges Mehrfachmessgerät, das Gleich- und Wechselspannungen sowie Ströme messen konnte. Zusätzlich bot es die Möglichkeit, Widerstände zu bestimmen. Damit war ich in der Lage, die Versorgungsspannungen in verschiedenen Geräten zu überprüfen und konnte so einen Großteil der Reparaturen bewältigen. Doch sobald es um Probleme im Signalweg ging – etwa um die Arbeitspunkteinstellung einer Röhrenverstärkerstufe –, lieferte das Messgerät oft nur unbrauchbare Werte. Der Grund lag zum einen im hochohmigen Eingang der Verstärkerröhren und zum anderen in der niedrigen Eingangsimpedanz meines Messgeräts. Um diesem Problem zu begegnen, entschied ich mich, ein Messgerät anzuschaffen, das diese systembedingten Schwächen nicht aufwies. Allerdings war das Budget eines Lehrlings im ersten Lehrjahr begrenzt – meine Lehrlingsentschädigung betrug 1973/74 gerade einmal 990 Schilling im Monat. Dennoch entschied ich mich für den Kauf eines Röhren-Voltmeter-Bausatzes für rund 2000 Schilling. Zum Vergleich: In den USA war derselbe Bausatz für nur 30 USD erhältlich – umgerechnet etwa 750 Schilling. Elektronische Bauteile und Messgeräte waren in Österreich zu dieser Zeit eben noch erheblich teurer. Mein Heathkit-Röhrenvoltmeter ist mittlerweile über 50 Jahre alt und natürlich nicht mehr „state of the art“ – doch es funktioniert nach wie vor einwandfrei. Inzwischen haben sich einige modernere Messgeräte zu meiner Sammlung gesellt, sodass das Heathkit IM-18 nur noch selten in Betrieb genommen wird. Dennoch verbinde ich mit ihm schöne Erinnerungen an meine Lehrzeit. Zum Abschluss möchte ich das Heathkit IM-18 noch etwas genauer vorstellen.
Das Heathkit IM-18 ist ein Röhrenvoltmeter (Vacuum Tube Voltmeter, VTVM), das zwischen 1968 und 1976 produziert wurde. Es diente Ingenieuren, Technikern und Wartungspersonal zur präzisen Messung von Gleichspannungen (DC+ und DC-), Wechselspannungen (AC) sowie Widerständen. Als Nachfolger des IM-11, das 1961 auf den Markt kam, zeichnet sich das IM-18 durch ein einfaches, robustes Design und hohe Messgenauigkeit aus. Das Gerät verwendet zwei Vakuumröhren: eine 12AU7 Doppeltriode für die Messbrücke und eine 6AL5 Doppeldiode für die AC-Gleichrichtung. Diese Röhrentechnologie gewährleistet eine hohe Empfindlichkeit und Stabilität bei allen Messfunktionen. Präzisionswiderstände in den Spannungsteilern tragen zur Messgenauigkeit bei. Ein bemerkenswertes Merkmal des IM-18 ist die Kombination aus AC-OHMS-DC Schaltsonde und einem einzigen Eingang für Mess- und Erdungsleitungen. Dies reduziert das Kabelgewirr und erleichtert die Bedienung. Der Eingangswiderstand beträgt 11 MΩ bei Gleichspannungsmessungen und 1 MΩ bei Wechselspannungsmessungen, wodurch das zu messende Schaltungsverhalten kaum beeinflusst wird. Für Widerstandsmessungen benötigt das IM-18 eine 1,5-Volt-Batterie zusätzlich zurNetzstromversorgung. Mit Abmessungen von 119 x 187 x 104 mm und einem Gewicht von etwa 1,6 kg ist es kompakt und dennoch robust gebaut. Das IM-18 wurde als Bausatz angeboten, was es Elektronikbegeisterten ermöglichte, das Gerät selbst zusammenzubauen und dabei praktische Erfahrungen zu sammeln. Seine Langlebigkeit und Präzision machen es auch heute noch zu einem geschätzten Instrument in der Elektronik-Community. Für eine visuelle Demonstration des Heathkit IM-18 VTVM könnt ihr Euch das folgende Video ansehen:
Literaturhinweis:
Vacuum tube voltmeters by John F. Rider (download)