Mathematik, Bauchgefühl und ein bisschen gesunder Menschenverstand – Warum der Taschenrechner allein nicht reicht 

Hewlett Packard Taschenrechner HP-15C

Manch eine(r) ist der Meinung, dass es im Alltag völlig ausreicht, den Taschenrechner zu zücken, ein paar Zahlen zu addieren, einen Aufschlag draufzurechnen oder vielleicht noch einen Rabatt abzuziehen – fertig ist die Mathe. Klar, es ist nicht verkehrt, seinen Lieblingsrechner zumindest in den Grundfunktionen zu beherrschen. Aber Hand aufs Herz: Das allein macht noch keinen Zahlenguru. 

Denn: Schnell rechnen zu können ist schön – aber wer dabei nicht merkt, wenn hinten und vorne etwas nicht zusammenpasst, tappt schnell in die Falle. Ein bisschen Zahlengefühl und die Fähigkeit, Ergebnisse auf Plausibilität zu prüfen, sind im Alltag oft mehr wert als der Taschenrechner selbst.  

Und dass das kein rein theoretisches Geschwafel ist, zeigt sich bestens an folgendem echten Beispiel aus der wunderbaren Welt des Internets: 

Ein Besuch beim „Computers & Communications“-Profi

Im Rahmen einer Recherche zur Verfügbarkeit digitaler Dienste bin ich auf die Website eines örtlichen Computers- & Communications Fachhändlers gestoßen. Der Name klang vielversprechend, die Webseite zwar nicht gerade professionell – und das Team? Ein Mann. Der Inhaber. Soweit nichts Ungewöhnliches, das kennt man vom Friseur, der Nagelstudio-Betreiberin oder dem passionierten Hobby-Barista. 

Ungewöhnlich wird es aber, wenn man erfährt, dass dieser Fachhändler weder eine Ausbildung im Bereich IT noch Kommunikationstechnik hat – sondern stattdessen Schreinermeister ist. Ja, richtig gelesen. Vom Hobel direkt zur Glasfaser. 

Versteht mich nicht falsch – ich will niemandem seine Kompetenz absprechen. Immerhin hat auch Konrad Zuse, ein Bauingenieur, den ersten funktionierenden Computer gebaut. Aber solche Vergleiche hinken oft auf beiden Beinen. Fairerweise sei außerdem erwähnt: Der höchste Schulabschluss unseres „Fachmanns“ ist die Volksschule – inklusive einem Wiederholungsjahr. 

Aber kommen wir zum eigentlichen Highlight. Auf der Website dieses „IT-Experten“ findet sich folgende Perle: 

Zitat:

„Stabilität von VoIP: Die Stabilität ergibt sich aus der Güte und Qualität der Accessdienstleistung – bei xDSL beträgt die Verfügbarkeit 98,5 % und ist damit annähernd so hoch wie bei ISDN (Verfügbarkeit 99,999 %).“

Klingt erstmal nicht schlecht. Aber während der Schreiner diese Aussage vermutlich mit stolz geschwellter Brust ins Netz gestellt hat, dürfte jeder Mathematiker oder Kommunikationstechniker sofort Schnappatmung bekommen. 

Wenn „annähernd“ plötzlich eine Welt trennt

Lassen wir die Plausibilität der Zahlen mal kurz außen vor (die ist ein eigenes Kapitel wert), und konzentrieren uns auf das „annähernd“. Denn laut dem Schreiner sind 98,5 % fast dasselbe wie 99,999 %. Klingt nach „Pi ist ungefähr 3“. Mathematisch betrachtet ein echter Holzweg.
Ein Rechenbeispiel gefällig? Verfügbarkeiten beziehen sich üblicherweise auf ein Jahr. Relevant für den Kunden ist dabei nicht die Prozentzahl selbst, sondern wie lange der Dienst nicht verfügbar ist – also der Ausfall. 

  • xDSL mit 98,5 % Verfügbarkeit:
    365 × (1 – 98,5 / 100) = 5,475 Tage = etwa 5½ Tage Ausfall pro Jahr. 
  • ISDN mit 99,999 % Verfügbarkeit:
    365 × 1440 Minuten × (1 – 99,999 / 100) ≈ 5¼ Minuten Ausfall pro Jahr. 

Ja, richtig gelesen: 5½ Tage vs. 5¼ Minuten. Oder anders gesagt: xDSL fällt rund 1500-mal länger aus. Da ist selbst ein altersschwacher Router noch robuster. 

Für Online-Gamer, Netflix-Fans oder „Internet-addicted kids“ ist das der reinste Weltuntergang. Für Notrufzentralen oder Banken? Ein potenzielles Desaster. 

Verfügbarkeiten ohne Kontext sind wie Pizza ohne Belag 

Doch damit nicht genug: Die Aussage des Händlers hinkt auch aus einem anderen Grund – es fehlt jeglicher Kontext. Kein Wort darüber, ob es sich um einen Privatkundenanschluss, einen Business-Tarif oder gar einen professionellen Anschluss mit SLA (Service Level Agreement) handelt. 

Im Privatkundenbereich (Residential) liest man häufig das Zauberwort „Best Effort“. Das klingt gut, heißt aber in etwa: „Wir tun, was wir können – aber versprechen lieber nichts.“ Und da die IP-Zuweisung täglich neu erfolgt (inkl. Zwangstrennung), liegt die echte Verfügbarkeit hier oft unter 99 %. Vielleicht ist das auch der Grund, warum viele Provider die Verfügbarkeit lieber nicht an die große Glocke hängen. 

Im Businessbereich (je nach SLA) liegt die Verfügbarkeit typischerweise bei 99 % bis 99,9 % – für viele schon ein echter Fortschritt. Im professionellen Segment sind mit entsprechendem Aufwand (USV, Glasfaser, Redundanz, LTE/5G-Fallback) sogar Verfügbarkeiten bis zu 99,99 % möglich – allerdings zu Preisen, bei denen mancher Kleinunternehmer spontan in Ohnmacht fällt. 

Die Verfügbarkeit von klassischem ISDN (99,99 %) war historisch so hoch, weil die Technik auf leitungsvermittelten Netzen basierte (PSTN/SS7), die auf maximale Ausfallsicherheit getrimmt waren. All-IP-Anschlüsse können das nur durch erheblichen technischen und finanziellen Mehraufwand erreichen. 

99,999 % Verfügbarkeit? Das ist Champions-League. Die findet man nur in Rechenzentren mit mehrfach redundanter Technik, riesiger Glasfaseranbindung und einem Heer von Technikern, die nachts besser schlafen, wenn alle Lichter blinken. 

Fazit: Zwischen Schreinerkunst und Zahlenakrobatik

Wer glaubt, dass 98,5 % „so gut wie 99,999 %“ sind, sollte sich ernsthaft fragen, ob er nicht doch besser beim Hobeln bleibt. Denn das Beispiel zeigt deutlich: Mathematisches Verständnis und fachliche Qualifikation sind kein Luxus, sondern Pflicht – gerade wenn man Kunden berät. 

Unqualifizierte Aussagen führen schnell zu falschen Erwartungen – und im schlimmsten Fall zu echten Schäden für den Kunden. Erfahrungsgemäß gibt es immer wieder ein paar tapfere Einzelkämpfer oder kleine Firmen, die glauben, sie hätten im gesamten digitalen Universum höchste Priorität. Spätestens beim Blick auf die Rechnung landen sie aber wieder auf dem harten Boden der Realität. 

GNU 

 

Telekommunikation während der Reise

Reisen üben auf viele Menschen eine große Faszination aus – vielleicht liegt es sogar in unserer Natur, fremde Länder und Kulturen entdecken zu wollen. Während ausgedehnte Reisen früher nur wenigen Wohlhabenden vorbehalten waren, gönnen sich heute viele junge Menschen nach der Matura, vor dem Studium oder dem Einstieg ins Berufsleben eine Auszeit, um die Welt zu erkunden.

Eine solche Reise verlangt jedoch auch sorgfältige Vorbereitung: Reiseroute, Unterkünfte und Sehenswürdigkeiten wollen geplant, Flüge oder Bahnfahrten gebucht werden und auch mögliche Visa, online Vorregistrierungen sowie Bestätigungen über Unfall und Krankenversicherung sind evtl. zu erbringen. Häufig übersehen wird dabei ein wichtiger Aspekt – die Kommunikation unterwegs. Welche Infrastruktur steht zur Verfügung, welche Kosten kommen auf einen zu?

Je nach individuellem Nutzungsverhalten reichen vielleicht öffentliche WLANs in Hotels aus. In meinem Umfeld gilt jedoch ein Smartphone mit unlimitiertem Internetzugang als unverzichtbar. Dem kann ich grundsätzlich zustimmen – vor allem, wenn man unabhängig navigieren, recherchieren oder mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben möchte.

Gerade bei Reisen außerhalb der EU sollte man sich jedoch frühzeitig mit möglichen Roamingkosten auseinandersetzen. Diese können je nach Anbieter und Land erheblich ausfallen. Oft ist es günstiger, vor Ort eine lokale SIM-Karte zu verwenden oder auf eSIM-Angebote zurückzugreifen.

Da es in diesem Bereich einige Stolperfallen gibt, habe ich hier eine Checkliste mit Tipps zusammengestellt, die dabei helfen soll, auch in Sachen Kommunikation eine entspannte und gut vorbereitete Reise zu erleben:

✅ Checkliste: Kommunikation auf Reisen

  1. Welchen Kommunikationsdienst benötige ich? Nur WLAN? Mobiles Internet? Telefonie? Messaging?
  2. Besteht mit meinem Mobilfunkanbieter ein Roamingabkommen mit dem Zielland? Falls nein: Alternativen wie lokale Anbieter prüfen.
  3. Wie hoch sind die Roamingkosten? Preise vergleichen: Roamingtarife vs. lokale SIM-Karten oder eSIM-Angebote.
  4. Welche Mobilfunkstandards (z. B. 4G, 5G) sind vor Ort verfügbar? In manchen Regionen funktioniert nur 2G oder gar nichts.
  5. Wie ist die Netzabdeckung in den Regionen, die ich bereise? Bei Reisen in entlegene Gebiete kann ein Satellitentelefon oder Starlink-Internetzugang notwendig – aber teuer – sein.
  6. Verwende ich ein zusätzliches Smartphone für die lokale SIM-Karte? Praktisch, um beide Netze gleichzeitig nutzen zu können.
  7. Habe ich ein Dual-SIM- oder eSIM-fähiges Smartphone? Viele moderne Geräte unterstützen zwei SIMs – physisch oder digital.
  8. Bin ich technisch in der Lage, eine eSIM selbst zu aktivieren? Anbieter stellen meist QR-Codes oder Apps zur Verfügung.
  9. Ist mein Gerät SIM-Lock-frei? Ein SIM-Lock verhindert die Nutzung fremder SIM-Karten. Eine Entsperrung im Ausland ist oft nicht möglich und kostenpflichtig. Eine Entsperrung im Inland durch den Heimprovider kann bei aufrechtem Vertrag ebenso kostenpflichtig und die Betragshöhe abhängig von der Laufzeit des neuen Smartphones sein..
  10. Will ich sicherstellen, dass keine unerwünschten Gebühren anfallen? Dann unbedingt Datenroaming deaktivieren und am besten bereits in Österreich Rufumleitungen (z. B. auf die Mobilbox oder eine österreichische Festnetznummer) einrichten.
  11. Werden öffentliche WLAN Zugänge benutzt, empfiehlt es sich auch ein VPN, wie beispielsweise Wireguard zu verwenden.

Zum Schluss noch ein ganz praktischer Hinweis: Vergesst nicht die wichtigsten Reisedokumente wie Reisepass, Flugtickets, Hotelbuchungen, etc  – und natürlich die Kreditkarte (idealerweise mit einem gut gefüllten Konto im Hintergrund 😉).

Ich wünsche euch eine erlebnisreiche und entspannte Reise – take care and all the best!

Von  Hebdrehwählern zur SIP Anlage - 42 Jahre Telekom im Wandel

Am 1. April 1981 begann meine berufliche Reise in die Welt der Telekommunikation – ein Einstieg, der rückblickend nicht nur meinen beruflichen Werdegang, sondern auch meine technische Neugier dauerhaft geprägt hat.

Obwohl ich keine klassische Fernmeldetechniker-Ausbildung absolviert hatte, wurde ich direkt einem Fachtechniker-Arbeitsplatz (PT5A) zugeteilt. Meine Ausbildung als Radio- und Fernsehtechniker wurde offenbar als ausreichend angesehen, um mich in die komplexen Systeme der Telekommunikation einzuarbeiten.

Dienstprüfung oder Dienstende

Damals war klar: Wer dauerhaft bleiben und ins Beamtenverhältnis übernommen werden wollte, musste innerhalb von fünf Jahren eine Dienstprüfung bestehen. Andernfalls galt man als ungeeignet – das Arbeitsverhältnis wurde in solchen Fällen aufgelöst. Eine klare Ansage, die mich motivierte, mich rasch in die Materie einzuarbeiten.

Technik im Umbruch – die 1980er

Die 80er Jahre waren von einem rasanten technologischen Wandel geprägt. Während in Vorarlberg bis Ende der 1970er noch fast ausschließlich relaisbasierte Vermittlungssysteme in Betrieb waren, begann deren Ablöse durch modernere – aber immer noch leitungsvermittelte – Technik.

Im Ortsvermittlungsbereich wurde das Wählsystem 48 eingesetzt. Anfangs arbeiteten diese Systeme mit Hebdrehwählern, später mit Koordinatenschaltern (Cross bar switch). Im Fernverkehr war das Wählsystem 51 mit seinen Motorwählern das Maß der Dinge – zumindest bis in großen Vermittlungsstellen wie Bludenz, Feldkirch und Dornbirn das  System 11E-F von Alcatel (damals ITT Austria) eingeführt wurde. Es war das erste System, das Mikroprozessoren und MiniSwitch-Koppelfelder im Einschubformat einsetzte – ein großer Schritt Richtung Digitalisierung.

Der nächste Meilenstein: OES/E und ISDN

Anfang der 1990er Jahre wurde schließlich das österreichische Einheitssystem OES/E das EWSD von Siemens eingeführt – ein vollelektronisches Vermittlungssystem, das keine Unterscheidung mehr zwischen Orts- und Fernvermittlung machte. Damit war der Weg frei für ISDN und ein neues Kapitel in der Kommunikationsgeschichte.

Parallel dazu wurde auch die Struktur der Telekom grundlegend verändert: Dezentral besetzte Vermittlungsstellen wurden aufgelöst, zentrale OES-Leitstellen übernahmen die Arbeit – in Vorarlberg war das Feldkirch. Dank der neuen Technik konnten viele Arbeiten remote erledigt werden.

Der Eignungstest und eine Entscheidung

Mit dem technischen Wandel kam auch die Notwendigkeit, Personal für die neue Systemwelt auszubilden. Wer in die OES-Technik einsteigen wollte, musste einen Eignungstest bestehen. Ich nahm daran teil – mit Erfolg. Laut Ergebnis hätte ich eine Ausbildung zum Systemspezialisten antreten können.

Doch die Entscheidung fiel anders. Das tägliche Pendeln von Langenegg nach Feldkirch, der Zeitaufwand und die Fahrtkosten waren für mich nicht tragbar. Stattdessen entschloss ich mich dazu, auf eine damals noch junge, aber vielversprechende Technologie zu setzen: den digitalen Mobilfunk (GSM). Rückblickend eine absolut richtige Entscheidung.

Vom Mobilfunk bis zur IP-Telefonie

Die technologische Entwicklung blieb rasant: ISDN wurde 1994 kommerziell eingeführt – und ist heute bereits Geschichte. Etwa 30 Jahre nach meiner Entscheidung, in den Mobilfunk zu wechseln, trat ich in den Ruhestand – und gleichzeitig wurde auch mein Business-ISDN-Anschluss „pensioniert“.

Doch mein Interesse an Technik ist geblieben 

Statt mich zurückzulehnen, habe ich mir einen All-IP-Businessanschluss zugelegt und mir eine eigene SIP-Telefonanlage gebaut. Natürlich hätte ich auch eine virtuelle Lösung in der Cloud wählen können – aber der Reiz, etwas Eigenes zu bauen, dabei Geld zu sparen und ein funktionierendes System in den Händen zu halten, war einfach zu groß.

Fazit: Technik ist nie stillgestanden

Wer sich mit Telekommunikation beschäftigt hat – damals wie heute – erkennt schnell, dass Stillstand keine Option ist. Von der Relaistechnik über Mikroprozessor-Vermittlungssysteme bis hin zu All-IP-Lösungen hat sich die Branche stets neu erfunden. Und wer bereit ist, sich mitzuverändern, kann auch nach 42 Jahren im Dienst noch mit Stolz sagen: „Ich bin technisch immer noch auf dem neuesten Stand.“

Weiterführende Links:

Fernverkehrssystem 51 mit Motorwähler als Schaltelement

Nun zum Schluss ein paar historische Videos:

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