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Mein erstes Digital Multi Meter (DMM 9)

Liebe Leser und Leserinnen des 1 A telefon Technikblogs,

Grafik Funkmast mit Handy und Hotspot

heute möchte ich euch ein besonderes Stück Technikgeschichte vorstellen: das DMM9, ein digitales Multimeter des britischen Herstellers Gould – später unter dem Namen Gould Advance bekannt.

Die Firma war nur vergleichsweise kurze Zeit auf dem Markt vertreten, nämlich von 1973 bis 1982. Dennoch brachte sie in dieser Periode mehrere Versionen des DMM9 heraus, die schrittweise weiterentwickelt wurden.

In den 1970er-Jahren begann die Ära der digitalen Multimeter. Diese Geräte wurden zunehmend erschwinglich, auch für kleinere Unternehmen und engagierte Hobbyisten. Während viele Modelle zunächst nur eine dreistellige Anzeige oder im „modernsten“ Fall eine 3½-stellige Punktmatrixanzeige besaßen, konnte man mit ihnen bereits Wechsel- und Gleichspannungen, Ströme sowie Widerstände mit einer Genauigkeit, wie man sie zuvor bei analogen Messgeräten nicht gekannt hat, messen.

Ende der 1970er-Jahre präsentierte Gould Advance dann eine neue Generation des DMM9. Dieses Modell unterschied sich deutlich von seinen Vorgängern:

  • Es verfügte über eine 4½-stellige LCD-Anzeige, was zu dieser Zeit eine beachtliche Präzision ermöglichte.
  • Zudem war ein „True RMS“-Messwandler integriert – damals ein echtes Alleinstellungsmerkmal.

Gould positionierte das Gerät sowohl für professionelle Anwender und Anwenderinnen als auch für ambitionierte Bastler. Ob diese Einschätzung gerechtfertigt war, lässt sich sicher diskutieren. Fakt ist aber: Ein Multimeter mit 4½ Stellen und True-RMS-Technik war Ende der 70er-Jahre äußerst innovativ.

Leider zeigte sich auch die Schattenseite: Bei der Material- und Bauteilqualität wurde gespart. Offenbar setzte das Management mehr auf Expansion und Zukäufe als auf nachhaltige Entwicklungsarbeit. Vielleicht erklärt gerade das, warum Gould heute nicht mehr existiert.

Meine persönliche Erfahrung mit dem DMM9

Mein eigenes Exemplar hat mich damals einige Nerven gekostet. Das „innovative“ LCD-Modul entpuppte sich nämlich als sehr kälteempfindlich. Eines Nachts, nach längerer Lagerung im Auto, war das Display schlicht nicht mehr funktionsfähig. Tragischerweise war Gould zu diesem Zeitpunkt bereits vom Markt verschwunden – Ersatzteile gab es also keine mehr. So wanderte mein DMM9 nach nur wenigen Jahren Nutzungszeit auf den Dachboden.

Erst viel später, eher zufällig, stieß ich bei einem deutschen Onlinehändler für Restposten auf ein fabrikneues 4½-stelliges LCD-Display. Ohne Datenblatt, aber mit derselben Anschlussanzahl, wagte ich den Versuch – und tatsächlich: Das neue Modul funktionierte. Ein glücklicher Zufall, der mein Multimeter rettete.

In den darauffolgenden Jahren waren noch zwei weitere Reparaturen im Bereich der Stromversorgung nötig, doch seither – also seit rund 20 Jahren – arbeitet das Gerät zuverlässig. Heute hat es einen festen Platz in meinem Funk-Shack, zwischen meinen anderen Messgeräten, und muss nicht mehr den Strapazen des „Außendienstes“ trotzen.

Für mich ist das DMM9 ein spannendes Beispiel dafür, wie nah Innovation und Scheitern manchmal beieinanderliegen. Einerseits ein technisch fortschrittliches Multimeter seiner Zeit, andererseits geprägt von wirtschaftlichen Fehlentscheidungen und schwacher Fertigungsqualität. Trotzdem freue ich mich, dass mein Exemplar die Jahre überstanden hat – und mich noch heute bei Messungen zuverlässig begleitet.

GNU