Portrait Günther NußbaumerMein Name ist Günther Nußbaumer, ich bin ausgebildeter Radio- & Fernsehtechnikermeister. Nachdem ich meine Gesellenjahre erfolgreich absolviert hatte, habe ich mich anno 1981 entschlossen in Richtung Telekom Branche zu wechseln. Zuvor hatte ich die Möglichkeit als Messtechniker in der Entwicklungsabteilung der Zumtobel AG in Dornbirn für ca. ein Jahr noch etwas Industrieluft zu schnuppern. Motivationsgrund ein Dienstverhältnis bei der A1 Telekom (die zu der Zeit noch natürlich unter dem Namen Post- u. Telegraphenverwaltung firmierte und sich noch in Staatsbesitz befand) anzustreben, war mir die Unternehmensphilosophie der A1 Telekom, durch interne als auch externe berufsbegleitende Maßnahmen ihre Fachkräfte auszubilden und somit ein kontinuierlich hohes Ausbildungsniveau der Mitarbeiter zu gewährleisten. So bot mir die A1 Telekom in den ersten Jahren die Möglichkeit mich intensiv mit der Telekommunikationstechnik auseinander zu setzen und somit gut vorbereitet zu den Dienstprüfungen anzutreten. Darüber hinaus hat das Unternehmensmanagement für Mitarbeiter mit Entwicklungspotential sowie entsprechender Leistungsbereitschaft noch weitere berufsbegleitende Ausbildungsmaßnahmen geboten und damit verbunden auch Karrieremöglichkeiten eröffnet. Hier sämtliche absolvierten Kurse aufzuzählen würde natürlich den Rahmen bei weitem übersteigen. Dennoch möchte ich vielleicht wenige Kurse aus dem Bereich Management und Technik, wie beispielsweise die Inacon Trainings, die doch sehr anspruchsvoll waren oder die „Six Sigma“ green Belt Zertifizierung und auch die Web Design Grundausbildung, die einen wesentlichen Mehrwert für mich bedeutet haben, hier anführen. Natürlich habe ich mich während der ganzen Jahre hindurch auch in meiner Freizeit stets bemüht meine Skills weiter zu entwickeln. Darunter fallen z.B. die Unternehmer / Meisterprüfung, die Berufsreifeprüfung (Matura) und auch diverse IT Kurse, die ich erfolgreich abschließen konnte. Wie vielleicht erahnt werden kann, waren Beruf und Hobby nahezu deckungsgleich und somit frei nach einem bekannten chinesischen Philosophen, der sinngemäß bereits vor zweieinhalb tausend Jahren feststellte, dass wer seinen Beruf liebt nicht arbeiten muss, höchst wahrscheinlich in meinem Fall auch zutreffend war. Mit 1. Aug. 2023, nach mehr als 50 aktiven Berufsjahren, davon über 42 bei der A1 Telekom, war die Zeit, für die Versetzung in den Ruhestand gekommen. Für mich bedeutete es, sich von operativen Tätigkeiten zu verabschieden und mich vermehrt meinen Hobbys zu widmen. Ja und natürlich interessiere ich mich nach wie vor für IT und Telekommunikationsthemen und lege auch großen Wert darauf auch weiterhin "up to date" zu bleiben".

Die Berufswahl

ist eine bedeutende Entscheiding, die üblicherwiese bereits in jungen Jahren getroffen wird und dann meistens erheblich unseren Lebenslauf mitbestimmt.

Wie bereits im Prolog der Webseite erwähnt, hatte ich das Glück, in jungen Jahren eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker absolvieren zu dürfen. Noch heute betrachte ich es als Privileg, einen Beruf wählen zu können, der einen wirklich fasziniert. Doch gerade bei sogenannten Modeberufen ist es alles andere als selbstverständlich, einen offenen Ausbildungsplatz zu finden. In solchen Fällen müssen oft Kompromisse eingegangen werden – sei es durch eine Ausbildung in einem verwandten Bereich oder gar die Entscheidung für einen völlig anderen Beruf.
Es wäre interessant zu wissen, ob dies dazu führt, dass mehr Menschen ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen oder im späteren Berufsleben häufiger den Beruf wechseln.
Leider konnte ich dazu keine aussagekräftigen Statistiken finden, sodass ich mich hier auf meine persönlichen Erfahrungen stützen muss.
Ebenso spannend ist die Frage, inwieweit Eltern bereits im Kindesalter durch gezielte Förderung Einfluss auf die spätere Berufswahl nehmen können. In meinem Fall war meine Neugier für Technik und Elektronik schon sehr früh und damit auch der Berufswunsch eine Lehre als Radio- u. Fensehmechaniker machen zu wollen vorhanden.
Schon in der Volksschule war das Radio für mich ein Mysterium. Während ich das Prinzip von Licht, Elektroherd oder Waschmaschine meinte zu verstehen – sie waren ans Stromnetz angeschlossen und reagierten auf einen Schalter –, erschien mir das Radio rätselhaft. Es hatte zwar ebenfalls einen Schalter und lief mit Strom, aber wie war es möglich Sprache und Musik in die Kiste zu bekommen? Meine Mutter konnte mir diese Frage nicht zufriedenstellend beantworten – oder zumindest nicht so, dass ich es verstanden hätte. 
Jahre später, nach dem Tod der Tante meiner Mutter, erhielt meine Familie einen kleinen Erbanteil. Mein Vater – oder „Däta“, wie wir im Bregenzerwald sagen – nutzte die Gelegenheit, um sich seine lang gehegten Wünsche zu erfüllen: Einer davon,

das Fernsehen hielt 1968 Einzug in unser Haus. 

Anfangs verwendeten wir noch eine Zimmerantenne, doch die Bildqualität war mäßig um nicht zu sagen miserabel. Um einen halbwegs stabilen Empfang zu gewährleisten, mussten alle stillsitzen. 
Kurze Zeit später bekamen wir Besuch von zwei Technikern – keine ORF-Mitarbeiter. Sie wollten auf den Dachboden, um dort eine Antenne zu installieren. Ich nutzte die Gelegenheit, ihnen bei der Arbeit zuzusehen. Zunächst brachten sie verschiedene Antennen, Kabel und ein altes Fernsehgerät nach oben. Dann testeten sie mit den Antennen an unterschiedlichen Positionen die Empfangsqualität. Schließlich befestigten sie zwei Antennen an einem alten Besenstiel und hängten eine weitere Antenne, einen sogenannten Flachband-Dipol, an den Dachbalken auf – wobei ich damals natürlich nicht wusste, was ein Dipol ist. Zum Schluss wurden die Antennenkabel in einer Box zusammengeschaltet, ein Flachbandkabel entlang der Fassade nach unten verlegt, zwischen Fenster und Fensterrahmen eingeklemmt und ins Wohnzimmer geführt – eine klassische „Quick and Dirty“-Installation. Mit dieser Antennenanlage konnten wir, wenn auch wetterabhängig, ARD, SRG und ORF empfangen. Besonders das Schweizer Fernsehen (SRG) war in den Sommermonaten wegen Überreichweiten sehr störanfällig. 
Rückblickend war genau diese Installation der Fernsehantenne mein Schlüsselerlebnis – der Moment, in dem mein Interesse für den Beruf des Radio- und Fernsehmechanikers geweckt wurde.
Während meiner Hauptschulzeit verstärkte sich meine Begeisterung für Technik und Elektronik. So war es wohl auch weiter nicht verwunderlich, dass Mathematik- und Physik zu meinen bevorzugten Unterrichtsfächern zählten. 
Ein großer Verdienst meiner Mutter war es, die Stärken und Schwächen ihrer Kinder zu erkennen und sie in ihren Berufswünschen entsprechend ihren Fähigkeiten zu fördern – ohne dabei Druck aufzubauen. Obwohl unsere finanzielle Situation nach dem frühen Tod meines Vaters (ich war damals gerade erst 11½ Jahre alt) schwierig war, stellte meine Mutter ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Zu Weihnachten schenkte sie mir einen Philips-Elektronikbaukasten – ein Geschenk, das meine Berufswahl endgültig besiegelte. Gegen Ende meiner Schulzeit begann meine Mutter, potenzielle Ausbildungsbetriebe zu kontaktieren. Schließlich entschieden wir uns für die Firma Hermann Bertsch in der Nachbargemeinde Krumbach. 
Am 16. Juli 1973 trat ich dort meine Probezeit an. Zwei Wochen später kamen weitere Bewerber hinzu, die ebenfalls eine Zusage für die Lehrstelle erhalten hatten. Ende August kam dann die überraschende Nachricht: Es konnte nur ein Lehrling eingestellt werden.
In diesem Moment zeigte sich, wie wertvoll die frühzeitige Förderung durch meine Mutter war. Mein Vorsprung an Wissen und Interesse zahlte sich aus – ich bekam die Lehrstelle.
Meine beiden Mitbewerber mussten sich kurzfristig um eine alternative Ausbildung als Elektroinstallateure bemühen. Diese Erfahrung hat mir eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig es ist, frühzeitig seine Interessen zu entdecken und gefördert zu werden.
Ich bin meiner Mutter bis heute dankbar für ihre Weitsicht und Unterstützung.

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Die Lehrausbildung

Mit meinem Lehrplatz bei der Firma Hermann Bertsch hatte ich ja richtig Glück gehabt. Nicht nur, dass mein Lehrherr gerade in puncto Mechanik ein Genie war und es eigentlich kein Problem gab, welches er nicht lösen hätte können, war auch die Röhrentechnik sein Spezialgebiet. Aber auch die im Betrieb beschäftigten Radio- u. Fernsehtechniker Gesellen, die ebenfalls auch für die Lehrlingsausbildung Mitverantwortung trugen, haben damit einen erheblichen Beitrag für meine Lehrausbildung beigetragen. Im Gegensatz zu so manch anderen Lehrbetrieben, die Lehrlinge mehr als billige Hilfskräfte sahen, hatte ich bereits schon zu einem frühen Zeitpunkt, wenn auch anfänglich unter deren Anleitung die Möglichkeit das Handwerk so schrittweise zu erlernen. Damit war ich dann bereits im dritten Lehrjahr in der Lage sämtliche anfallenden Reparaturen selbständig auszuführen. Die Lehrzeit war für mich eine absolut positive Zeit, geprägt von hoher Motivation, was sich schlussendlich auch in den Berufsschulzeugnissen widerspiegelt hat.

Die Meister- /Unternehmerprüfung

Den Entschluss, die Meister- bzw. Unternehmerprüfung abzulegen, fasste ich bereits unmittelbar nach meiner Lehrabschlussprüfung.

Die Unternehmerprüfung – oder wie sie damals noch genannt wurde, der kaufmännische Teil der Meisterprüfung – stellte für mich keine große Hürde dar. Das WIFI bot jährlich entsprechende Vorbereitungskurse an, wodurch eine solide Vorbereitung möglich war.

Ganz anders sah es jedoch bei den Fachkursen zur Meisterprüfung für Radio- und Fernsehtechniker aus: Diese wurden nur sehr selten angeboten. Es kam nicht selten vor, dass man mehrere Jahre warten musste, bis sich genügend Interessenten auf der Warteliste befanden und ein Kurs tatsächlich durchgeführt wurde.

Erschwerend kam hinzu, dass sich die Geräte im Bereich der Unterhaltungselektronik in rasantem Tempo weiterentwickelten. Der Lehrplan der Berufsschule konnte mit dieser Entwicklung kaum Schritt halten – insbesondere die Digitaltechnik war darin praktisch nicht vertreten und hinkte dem Stand der Technik deutlich hinterher.

Gleichzeitig stellte die Industrie verstärkt auf neue Technologien um: Fernbedienungen ersetzten mechanische Bedienungselemente, und digitale Schaltungen hielten Einzug in nahezu alle Geräte.

Mir war schnell klar: Ohne ständige Weiterbildung würde ich meine Ziele nicht erreichen können. In dieser Zeit begann ich, mich autodidaktisch intensiv mit Elektronik und Digitaltechnik auseinanderzusetzen. Ich arbeitete mich in unzählige Fachbücher ein und versuchte, durch praktische Erfahrungen mein Wissen zu vertiefen.

Am 4. Juni 1981 konnte ich mein "Projekt Meisterprüfung" im ersten Anlauf erfolgreich abschließen. Die Prüfungskommission bescheinigte mir damals sogar, der jüngste Radio- und Fernsehtechniker-Meister in Vorarlberg zu sein.

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Rückblick auf 42 Jahre bei der Telekom Austria

Ganze 42 Jahre und 4 Monate stand ich im Dienst der Telekom Austria. Rückblickend war dies ein langer, aber sehr erfüllender Berufsweg – auch wenn es zu Beginn durchaus kritische Stimmen in meinem Umfeld gab. Einige konnten meine Entscheidung, zur Telekom zu wechseln, nicht nachvollziehen.
Nach meiner Ausbildung zum Radio- und Fernsehmechaniker war mir jedoch klar, dass damit meine berufliche Laufbahn noch nicht abgeschlossen sein konnte. Ich war überzeugt, dass ich mich weiterentwickeln und neue Perspektiven suchen sollte – idealerweise in einem größeren Unternehmen mit Zukunftspotenzial.
Im Zuge der Vorbereitung auf die Meisterprüfung begann ich, mich intensiver mit dem Thema Digitaltechnik zu beschäftigen. Ende der 1970er-Jahre nahm diese stark an Fahrt auf: Mit der zunehmenden Verfügbarkeit kostengünstiger Digitalbausteine und Mikroprozessoren entstanden zahlreiche Möglichkeiten für Technikbegeisterte – fast jeder hatte ein Bastelprojekt auf dem Tisch. Auch ich war fasziniert – und das war der Moment, in dem ich mich entschloss, mich bei der Telekom zu bewerben.
Was mich besonders überzeugte, war das Konzept, Mitarbeiter gezielt auszubilden und ihnen bei Leistungsbereitschaft echte Aufstiegschancen zu bieten. Diese Werte waren ausschlaggebend für meinen Einstieg.

Wichtige Stationen meiner Laufbahn

1981

Am 1. April 1981 – kein Aprilscherz – trat ich offiziell meinen Dienst an. Bereits zu Beginn wurde ich auf einem Fachtechniker-Arbeitsplatz eingesetzt, unter der Auflage, binnen drei Jahren die erforderliche Dienstprüfung erfolgreich zu absolvieren.

1984

Die Dienstprüfung bestand ich erfolgreich.

1985

Ernennung zum Beamten und Überstellung in ein öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis.

1986

Dauerhafte Verwendung als dienstführender Beamter (PT4) im Fernsprechamt Egg.

1987

Erfolgreicher Abschluss der Grundausbildung II sowie der weiterführenden Dienstprüfung.

1989

Ernennung zum dienstführenden Beamten (PT4) und anschließende dauerhafte Verwendung als Stellenleiter PT3/2 im Fernsprechamt Egg.

1991

Offizielle Ernennung zum PT3/2 Stellenleiter im Fernsprechamt Egg.

1992

Aufwertung und Ernennung zum PT3/1 Stellenleiter im Fernsprechamt Egg.

1994

Wechsel in den funktechnischen Dienst nach Bregenz auf einen Ausbildungsplatz zum GSM-Systemspezialisten.

1996

Amtswegige Versetzung zum Systemspezialisten (PT3/2), unter Beibehaltung meiner bisherigen dienst- und besoldungsrechtlichen Stellung.

2001

Ernennung zum Gruppenleiter (PT2/3) im Bereich Network Planning & Optimization bei der mobilkom austria, Regionalstelle Bregenz.

2002-2003

Ausbildung Management in progress (mip) für GruppenleiterInnen

2005

Six Sigma Green Belt Ausbildung und Zerifizierung nach den SystemCERT Zertifzierungsprogramm.

2010

Erste größere Reorganisation: Die Regionalstellen der mobilkom austria wurden zusammengelegt, die Regionalstelle Vorarlberg in jene von Innsbruck integriert.

Zusatzausbildung Web Design Basic, inklusive Projektarbeit erfolgreich bestanden.

2011

Die mobilkom austria AG wurde wieder vollständig in die Telekom Austria integriert.

Sieger beim A1 Tech Team Award 2011 in der Kategorie "Eigeninitiative" mit dem Sonderprojekt Hybridlüftung für technische Betriebsräume A1/Mobilfunk.

2012 - 2023

Eine Zeit geprägt von häufigen organisatorischen Umstrukturierungen. Innerhalb weniger Jahre wurde die Unternehmensstruktur mehrfach neu aufgestellt. Schließlich wurden nahezu alle Schlüsselpositionen zentralisiert – im A1 Headquarter in Wien.

Fazit:

Diese über vier Jahrzehnte im Unternehmen waren geprägt von technischer Innovation, strukturellem Wandel und persönlichem Wachstum. Ich bin dankbar für die vielen Chancen, die ich erhalten habe – und stolz darauf, meinen Beitrag zur Entwicklung der Telekom Austria geleistet zu haben.

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