Von Hebdrehwählern zur SIP Anlage - 42 Jahre Telekom im Wandel
Am 1. April 1981 begann meine berufliche Reise in die Welt der Telekommunikation – ein Einstieg, der rückblickend nicht nur meinen beruflichen Werdegang, sondern auch meine technische Neugier dauerhaft geprägt hat.
Obwohl ich keine klassische Fernmeldetechniker-Ausbildung absolviert hatte, wurde ich direkt einem Fachtechniker-Arbeitsplatz (PT5A) zugeteilt. Meine Ausbildung als Radio- und Fernsehtechniker wurde offenbar als ausreichend angesehen, um mich in die komplexen Systeme der Telekommunikation einzuarbeiten.
Dienstprüfung oder Dienstende
Damals war klar: Wer dauerhaft bleiben und ins Beamtenverhältnis übernommen werden wollte, musste innerhalb von fünf Jahren eine Dienstprüfung bestehen. Andernfalls galt man als ungeeignet – das Arbeitsverhältnis wurde in solchen Fällen aufgelöst. Eine klare Ansage, die mich motivierte, mich rasch in die Materie einzuarbeiten.
Technik im Umbruch – die 1980er
Die 80er Jahre waren von einem rasanten technologischen Wandel geprägt. Während in Vorarlberg bis Ende der 1970er noch fast ausschließlich relaisbasierte Vermittlungssysteme in Betrieb waren, begann deren Ablöse durch modernere – aber immer noch leitungsvermittelte – Technik.
Im Ortsvermittlungsbereich wurde das Wählsystem 48 eingesetzt. Anfangs arbeiteten diese Systeme mit Hebdrehwählern, später mit Koordinatenschaltern (Cross bar switch). Im Fernverkehr war das Wählsystem 51 mit seinen Motorwählern das Maß der Dinge – zumindest bis in großen Vermittlungsstellen wie Bludenz, Feldkirch und Dornbirn das System 11E-F von Alcatel (damals ITT Austria) eingeführt wurde. Es war das erste System, das Mikroprozessoren und MiniSwitch-Koppelfelder im Einschubformat einsetzte – ein großer Schritt Richtung Digitalisierung.
Der nächste Meilenstein: OES/E und ISDN
Anfang der 1990er Jahre wurde schließlich das österreichische Einheitssystem OES/E das EWSD von Siemens eingeführt – ein vollelektronisches Vermittlungssystem, das keine Unterscheidung mehr zwischen Orts- und Fernvermittlung machte. Damit war der Weg frei für ISDN und ein neues Kapitel in der Kommunikationsgeschichte.
Parallel dazu wurde auch die Struktur der Telekom grundlegend verändert: Dezentral besetzte Vermittlungsstellen wurden aufgelöst, zentrale OES-Leitstellen übernahmen die Arbeit – in Vorarlberg war das Feldkirch. Dank der neuen Technik konnten viele Arbeiten remote erledigt werden.
Der Eignungstest und eine Entscheidung
Mit dem technischen Wandel kam auch die Notwendigkeit, Personal für die neue Systemwelt auszubilden. Wer in die OES-Technik einsteigen wollte, musste einen Eignungstest bestehen. Ich nahm daran teil – mit Erfolg. Laut Ergebnis hätte ich eine Ausbildung zum Systemspezialisten antreten können.
Doch die Entscheidung fiel anders. Das tägliche Pendeln von Langenegg nach Feldkirch, der Zeitaufwand und die Fahrtkosten waren für mich nicht tragbar. Stattdessen entschloss ich mich dazu, auf eine damals noch junge, aber vielversprechende Technologie zu setzen: den digitalen Mobilfunk (GSM). Rückblickend eine absolut richtige Entscheidung.
Vom Mobilfunk bis zur IP-Telefonie
Die technologische Entwicklung blieb rasant: ISDN wurde 1994 kommerziell eingeführt – und ist heute bereits Geschichte. Etwa 30 Jahre nach meiner Entscheidung, in den Mobilfunk zu wechseln, trat ich in den Ruhestand – und gleichzeitig wurde auch mein Business-ISDN-Anschluss „pensioniert“.
Doch mein Interesse an Technik ist geblieben
Statt mich zurückzulehnen, habe ich mir einen All-IP-Businessanschluss zugelegt und mir eine eigene SIP-Telefonanlage gebaut. Natürlich hätte ich auch eine virtuelle Lösung in der Cloud wählen können – aber der Reiz, etwas Eigenes zu bauen, dabei Geld zu sparen und ein funktionierendes System in den Händen zu halten, war einfach zu groß.
Fazit: Technik ist nie stillgestanden
Wer sich mit Telekommunikation beschäftigt hat – damals wie heute – erkennt schnell, dass Stillstand keine Option ist. Von der Relaistechnik über Mikroprozessor-Vermittlungssysteme bis hin zu All-IP-Lösungen hat sich die Branche stets neu erfunden. Und wer bereit ist, sich mitzuverändern, kann auch nach 42 Jahren im Dienst noch mit Stolz sagen: „Ich bin technisch immer noch auf dem neuesten Stand.“
Weiterführende Links:
Fernverkehrssystem 51 mit Motorwähler als Schaltelement
Nun zum Schluss ein paar historische Videos: